NEUE PUBLIKATION
Förster, Agnes; Schüller, Katharina (2017): Von Selbstoptimierung und Stadtoptimierung: Schaffen Nutzer und IT die Stadtplanung ab? In: Informationen zur Raumentwicklung 1/2017
Abstract
In unserem Alltag, in Beruf und Freizeit, sind wir immer besser ausgestattet: Hier ein neues Gerät, dort eine neue App, ein Abo, eine Plattform, ein Dienstleister, ein Netzwerk. Wir nutzen und konsumieren digitale Angebote und Schnittstellen und produzieren und liefern so zugleich begehrte Daten. Wir sprechen dabei von Big Data, weil diese Daten die Dimensionen bisheriger Datensätze in ihrem Umfang, der Geschwindigkeit ihrer Verfügbarkeit und ihrer Vielfalt bei weitem überschreiten. Salopp gesprochen: Die Daten passen nicht mehr auf ein Tabellenblatt (Batty 2014).
Da wir die Daten mit dezentralen Geräten und intelligenten Gegenständen während unserer alltäglichen Routinen generieren, sind sie sachlich, räumlich und zeitlich fein auflösend und hoch spezialisiert. Gelingt es uns, die verschiedenen Datensätze zu verknüpfen und auszuwerten, können wir mehr – so hoffen wir – über Strukturen, Abläufe und Wirkungsmechanismen in Stadt und Land erfahren.
Smart City war zunächst eine Top-down-Vision von Großkonzernen, die den Fokus auf die milliardenschwere Infrastruktur der Städte legte. Heute stellen wir fest: Smart City entsteht auch und vielleicht wesentlich mächtiger in einer Rückkopplungsschleife als Bottom-up-Realität: Die digitalen Geräte und Anwendungen der Nutzer in den Städten verändern die Art und Weise, wie wir leben und den Raum nutzen. Digitales Leben und analoge Stadt – analoges Leben und digitale Stadt: Beide sind untrennbar miteinander verbunden, Unterscheidungen kaum mehr möglich (Thierstein 2016). Die nun smarte Hardware der Städte, also die physische Infrastruktur, zu steuern und in sie zu investieren gehört zu den klassischen Aufgaben mittel- und langfristiger Stadtplanung. Demgegenüber betreten Stadtplaner Neuland, wenn sie bei ihrer Planung nutzerbasierte Geräte, Anwendungen, Sensoren sowie die daraus generierten Daten einbeziehen.
Die Responsive City ergänzt die Vision der Smart City um die Idee von Good Governance: Mit neuen digitalen Verfahren kann die Stadt ihren Nutzern öffentliche Leistungen flexibel und ergebnisorientiert bereitstellen. Die Digitalisierung macht, so die Hoffnung, die Prozesse und Ergebnisse transparenter und den Einsatz von Ressourcen effektiver wie effizienter (Goldsmith/Crawford 2014). Doch was können wir davon erwarten? Welche Prozesse, Rollen, Verantwortlichkeiten, Zeithorizonte und Folgen ergeben sich daraus?
Der vorliegende Beitrag diskutiert, was aus den neuen Formen der Wissensgenerierung, Planung und Entscheidungsfindung folgt. Zugleich zeigt er methodisch, wie sich Stadtplaner pro-aktiv mit den Chancen und Risiken neuer digitaler Verfahren auseinandersetzen können. Dabei schlägt der Beitrag den Spannungsbogen von der Systematisierung planungsferner innovativer Verfahren über deren Anwendungspotenziale für die Stadtentwicklung bis hin zu den Fragen und Perspektiven für die Stadtplanung.
Logbuch